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Erschwerter Abschied

Das Coronavirus verändert auch die Trauerrituale

Auch auf den Friedhöfen herrschen eigene Corona-Bestimmungen: So dürfen viel weniger Menschen bei einer Beerdigung dabei sein als früher. Foto: mag

03.03.2021

Selten war der Tod im Alltag so präsent wie in den vergangenen Monaten: Jeden Tag wird in den Nachrichten berichtet, wie viele Menschen an Covid-19 gestorben sind. Als André Schneiders (Name geändert) Vater am 9. Dezember 2020 auf der Intensivstation starb, hatte diese Zahl einen neuen Rekord erreicht. Doch wie gehen Menschen damit um, wenn sie aufgrund der Reise- und Kontaktbeschränkungen womöglich nicht mehr Abschied nehmen konnten?

Schneiders Vater wurde Ende Oktober positiv auf Corona getestet und kam ins Krankenhaus, auf die Normalstation. Er war kurzatmig, der Sauerstoffgehalt wurde immer niedriger, es waren nur kurze Telefonate möglich. Die Ärzte drängten auf eine Verlegung auf die Intensivstation. Die Angehörigen konnten jetzt nur noch mit den Ärzten telefonieren. „Es war ein Auf und Ab“, erzählt Schneider: Stieg der Sauerstoffgehalt im Blut, stieg die Erwartung; sank der Sauerstoffgehalt, sank auch die Hoffnung. „Es ist aktuell deutlich schwieriger, Menschen im Sterbeprozess zu begleiten“, sagt Bestatter und Kulturwissenschaftler Jan Möllers. Krankenbesuche sind meist nur noch sehr eingeschränkt möglich.

Wenn ein Besuch im Krankenhaus oder Hospiz nicht mehr möglich ist, können Angehörige etwa das Pflegepersonal bitten, den Telefonhörer neben den Sterbenden zu legen, um noch einmal zu ihm zu sprechen. Man könne auch einen Brief schreiben, mit allem, was man gerne noch angesprochen hätte, schlägt die Trauerbegleiterin Mechthild Schroeter-Rupieper vor.

Eine symbolische Verbundenheit spielt aktuell auch bei der Bestattung eine wichtige Rolle, denn: „Bestattungen haben sich in Zeiten der Corona-Krise grundlegend verändert“, sagt Elke Herrnberger vom Bundesverband der Bestatter. Teilnehmerzahlen sind stark begrenzt, Sicherheitsabstände müssen eingehalten werden. Die genauen Regeln bestimmen die Länder. mag

Ideen für Trauernde

Die aktuell geltenden Begrenzungen des sozialen Lebens haben besonders starke Auswirkungen darauf, wie Menschen den Verlust einer Bezugsperson erleben. Nicht nur, dass Bestattungen nur noch im engsten Kreis stattfinden. Auch (Kondolenz-)Besuche müssen ebenso wie die Trost spendende körperliche Nähe deutlich reduziert werden. Darüber hinaus können Fachkräfte im Rahmen der Trauerbegleitung nur noch eingeschränkt für Hinterbliebene da sein. Was können Trauernde nun trotz der schwierigen Umstände für sich tun? Besonders wichtig ist es, weiterhin Kontakte aufrecht zu erhalten, sei es durch Telefongespräche, E-Mails, Messenger-Dienste oder sonstige Kanäle. Die Expertinnen Heidi Müller, Hildegard Willmann, Ruthmarijke Smeding, Urs Münch und Birgit Wagner informieren im von der Verbraucherinitiative Aeternitas initiierten Portal www.gute-trauer.de regelmäßig darüber, wie Trauernde mit der aktuellen Situation umgehen können.