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Die spannende Holzmarkt-Tradition am Leben erhalten

Markt wurde vor 500 Jahren zum ersten Mal schriftlich erwähnt, ist aber viel älter – Verantwortung für die Zukunft

In diesem Jahr würde der Ilsfelder Holzmarkt 500-jähriges Jubiläum feiern. Wegen Corona fällt er allerdings aus.

20.07.2021

Die Ursprünge des überregional bekannten Ilsfelder Bartholomäus-Holzmarkts liegen bereits weit zurück. Vor 500 Jahren wurde der Markt zum ersten Mal in einem Dokument erwähnt. Klar ist aber: Diese Tradition ist noch viel älter. „Dass wir ausgerechnet im Jubiläumsjahr den Holzmarkt wegen der Corona-Pandemie absagen mussten, betrübt mich, die Verwaltung, Bürger und Vereine sehr“, sagt Ilsfelds Bürgermeister Thomas Knödler. Er sieht die Gemeinde in der Pflicht, diese Traditionsveranstaltung zu bewahren.

Aus Kirchweihfest entstanden

Wer sich mit der Ilsfelder Ortsgeschichte beschäftigt, hat drei Möglichkeiten: Er kann das faktenreiche Heimatbuch durchstöbern, mit Ortshistoriker Walter Conrad sprechen oder beide üppig sprudelnden Informationsquellen nutzen. Niemand kann sagen, wann der Holzmarkt genau aus der Taufe gehoben worden ist. Das Lagerbuch aus dem Jahr 1521 berichtet jedenfalls zum ersten Mal schriftlich vom Ilsfelder Bartholomäusmarkt. Dort steht aber auch: „und ist von alther also gehalten“. Conrad hat sich viele Gedanken gemacht, was das heißen könnte. Er geht davon aus, dass der Bartholomäusmarkt aus dem Kirchweihfest mit Kirbe entstanden ist. Die erste Steinkirche sei im elften oder zwölften Jahrhundert erbaut worden. Das könnte also bedeuten, dass die Veranstaltung 300 oder 400 Jahre älter ist.

Ortswechsel, weil Platz fehlte

Balken, Latten und andere Holzwaren brauchen viel Platz. Deshalb dürfte es rund um die Kirche zu eng geworden sein. Die Ilsfelder suchten nach einem passenden Gelände – und wurden im Osten des Dorfes fündig. Dort, wo der Markt auch in der Gegenwart noch die Massen anzieht. Steinerner Zeuge dieser Verlagerung ist eine Pferdetränke am Ortsrand. Der erste schriftliche Beleg für den neuen Standort findet sich Anfang des 18. Jahrhunderts, als es zu einem Rechtsstreit mit einem Bauern kam. Immer wieder gibt es Hinweise auf den Ilsfelder Holzmarkt auch in anderen Städten. Conrad nennt als Beispiel Murrhardt. Dort ist es 1765 zu einem Großbrand gekommen. Es fehlten kräftige Leute zum Löschen, weil sie an jenem Tag in Ilsfeld waren. Bereits kurz nach dem Zweiten Weltkrieg, im Jahr 1946, genehmigte die amerikanische Militärregierung, dass der Holzmarkt wieder stattfinden darf. Altbürgermeister Eugen Härle, der nach Ansicht von Conrad hohen Wert auf Heimatverbundenheit gelegt hatte, brachte die Veranstaltung in den 50er Jahren voran, sie entwickelte sich nach und nach zum Volksfest. Samstags Holzmarkt, sonntags Kirchweihe und Umzug, dazu Krämermarkt, attraktive Spiele rund um das Thema Holz. Heute beginnt der Festreigen sogar schon freitags und reicht bis zum Montag.

Zentrale Lage als Handelsplatz

Warum wurde ausgerechnet Ilsfeld zum Handelsplatz für Holz? Oswald Mayers Erklärungsansatz im Ilsfelder Heimatbuch sieht so aus: Als vor 1.000 Jahren der Platz in und um Ilsfeld zu knapp wurde, siedelten die Nachkommen in die Gebiete des Schwäbischen Waldes aus. Dort gab es vor allem eine Einkommensquelle: Wald und Holz. Im Unterland dagegen wurde auf guten Böden Landwirtschaft betrieben, Holz wurde zum knappen Gut. „Was lag da näher, als dass man sich dieses bei den Enkeln in den holzreichen Waldgebieten holte“, schrieb Mayer. Es entwickelte sich erst ein persönlicher, später ein ausgedehnter Tauschhandel. „Als Handelsplatz bot sich Ilsfeld mit seiner zentralen Lage zwischen Wald und Weingegend an“, erklärt Mayer. Als Beweis für die weit zurückreichende Geschichte des Marktes wertet er, dass Männer im Harnisch Holzbauern und deren Waren schützten. Eine Tradition, die heute noch lebendig ist.

Andrang der Fuhrwerke

Der Vorabend des Holzmarkttages hat sich kaum verändert. Viele Waldbauern reisen mit ihren Produkten an, laden ab: vom Bauholz bis zum Rührlöffel, vom Brett bis zum Fass. Die Nacht verbringen manche von ihnen im Schlafsack auf dem Festgelände. Früher dienten Pferdegespanne dem Transport, heute sind es Traktoren oder Lastwagen. Walter Conrad berichtet von einem Eintrag im Weinsberger Heimatbuch, wonach sich 1930 rund 20 Fuhrwerke am steilen Hang zwischen Lehrensteinsfeld und in Untergruppenbach-Oberheinriet stauten und auf Zughilfe warteten. Bilder, etwa aus den 80er Jahren, zeigen die Fülle an Marktbeschickern, die die Hofäcker bevölkerten. Dieses Bild hat sich verändert, die Gemeinde muss immer größere Anstrengungen unternehmen, um Anbieter zu finden. Handwerker, Landwirte und Privatleute haben heute schließlich viele andere Möglichkeiten, Holzprodukte zu kaufen. Bürgermeister Thomas Knödler betont indes, dass die Gemeinde alles tun werde, um die uralte Tradition des Holzmarkts auch in die Zukunft zu führen. Schließlich hat die Veranstaltung viele Krisen überlebt: die Pest, den Dreißigjährigen Krieg, zwei Weltkriege und den großen Ilsfelder Brand.

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In den 1980er Jahren bevölkerten viele Marktbeschicker die Hofäcker beim Ilsfelder Holzmarkt. Fotos: privat

Heimatverein

Der Ilsfelder Heimatverein hat ein Buch erarbeitet: „Vom Bartholomäusmarkt zum Holzmarkt mit Kirchweihe und Krämermarkt in Ilsfeld“. Das Buch arbeitet die Geschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart auf und enthält außerdem auch einen umfangreichen Bilderteil. Der Heimatverein plant zum Jubiläum einen historischen Rundgang und will dabei das Buch vorstellen.